ITI-Konferenz in Sheffield

Die wenigen Tage, die nach meiner Rückkehr von der BP-Konferenz in Bologna bis zur nächsten Konferenz blieben, verbrachte ich mit Auspacken, da mein Mann und ich gerade erst von Großbritannien nach Deutschland gezogen waren. Kein besonders gutes Timing, aber Konferenz und Hotels waren schon gebucht…

Also machte ich mich auf nach Sheffield zur Konferenz des britischen Dolmetscher- und Übersetzerverbandes ITI, die dieses Jahr ganz im Zeichen der künftigen Entwicklung unseres Berufsstands stand.

Wenig überraschend ist es da, dass eines der zentralen Themen maschinelle Übersetzung, kurz MÜ, war: Mehrere Experten befassten sich mit verschiedenen Gesichtspunkten dieser revolutionären Technologie und brachten unterschiedliche Argumente für und wider den Einsatz von MÜ. Einer der ersten Vorträge am ersten Konferenztag beschäftigte sich mit dem Vergleich zwischen dem Hype um neuronale Netze in der MÜ und der Realität – die weit auseinanderklaffen. Clevere Werbung und Pressemitteilungen suggerieren, dass Computer schon jetzt in der Lage seien, fast die gleiche Qualität wie ein ausgebildeter Übersetzer zu liefern, doch so weit ist die Technologie bei Weitem noch nicht.

Auch die Fragestellung, ob denn Dolmetscher im Zeitalter der MÜ überleben könnten, wurde erörtert. Die Antwort? Ein klares Ja! Denn neben den Schwierigkeiten, die sich schon bei der MÜ von Texten ergeben, kommen hier weitere Faktoren hinzu – beispielsweise Probleme bei der Spracherkennung und Umwandlung des Gesagten in Text.

Welchen Einfluss haben eigentlich Übersetzer auf maschinelle Übersetzungstechnologien? Hiermit beschäftigte sich ein technischerer Vortrag zum Thema statistische und neuronale MÜ (die übrigens keine großen Unterschiede bei der Produktivität von Übersetzern aufweisen), in dem das Publikum erfuhr, wie nachbearbeitete, zunächst maschinell übersetzte Texte wieder in das Netzwerk gespeist werden, damit es aus seinen Fehlern „lernen“ kann. Wobei man sich hier durchaus die Frage stellen könnte, ob unsere Sprache durch diesen Kreislauf nicht verarmt: Ein Text wird maschinell übersetzt, ein Übersetzer korrigiert ihn, die korrigierte Version wird in das neuronale Netzwerk gespeist, das dann wieder verwendet wird, um den nächsten Text zu übersetzen…

Neben so viel MÜ wurden aber auch noch andere Themen behandelt – unter anderem Stressbewältigung für Dolmetscher und Techniken für das Halten guter, interessanter Vorträge.

Nach zwei vollen Tagen mit diversen Networking-Veranstaltungen vor, nach und auch während der Konferenz hieß es für mich: Zurück nach Deutschland und die letzten Umzugskisten auspacken, das Gehörte verdauen und den Kontakt mit den auf der Veranstaltung kennengelernten Kollegen und Kunden pflegen.

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