Im Juli stellte ein Forschungsteam rund um Sabine Braun und Elena Davitti, zwei meiner ehemaligen Dozentinnen während meines Masterstudiums an der University of Surrey, die Ergebnisse seiner dreijährigen Untersuchungen im Bereich „Remote Interpreting“ (also Dolmetschen via Video- oder Telefonverbindung) vor.
Eröffnet wurde die Tagung durch einen kurzen Erfahrungsbericht von Angelica Villagran. Sie ist Koordinatorin für Dolmetscher an einem kalifornischen Krankenhaus und berichtete von den Schwierigkeiten, aber auch den positiven Erfahrungen, die sie und ihre Kollegen bei der Einrichtung eines Remote-Dolmetscher-Teams bei ihrem Arbeitgeber erfuhren.
Nach einer kurzen Podiumsdiskussion, an der mehrere Vertreter aus der Branche teilnahmen – neben Villagran auch Vertreter der wichtigsten Berufsverbände in Großbritannien sowie Mitarbeiter von Dolmetschagenturen und Technologieunternehmen –, stellte das Forscherteam aus Surrey, Bologna, Granada und Sevilla seine Ergebnisse vor: So ergab sich aus ihren Untersuchungen, dass Dolmetscher die Interaktion über Video oder Telefon häufig als sehr viel ermüdender empfinden als das Gespräch von Angesicht zu Angesicht. Sie tendierten dazu, sich häufiger zu korrigieren und es stellte sich häufig als schwieriger heraus festzustellen, wann einer der Sprecher seine Aussage beendet hatte (sodass es häufig dazu kam, dass mehrere Parteien gleichzeitig sprachen).
Abschließend kamen die Branchenvertreter erneut zu einer Podiumsdiskussion zusammen. Man war sich einig, dass die Ergebnisse sowohl für praktizierende Dolmetscher als auch Forscher auf dem Gebiet und Berufsverbände sehr aufschlussreich sind. Doch auch einige Fragen warfen die Untersuchungen auf: Wie wirkt sich das Remote-Dolmestschen beispielsweise im Bereich Simultandolmetschen aus? Und wie sollten Dolmetscher für solche Dienste idealerweise abrechnen – da Tages- und Halbtagessätze zweifellos bei Remote-Diensten hinterfragt werden? Diese und viele weitere Fragen wird die Branche innerhalb der nächsten Jahre lösen müssen.